Unverarbeiteter Stress oder Anspannung lässt viele von uns nachts mit den Zähnen knirschen. Was tagsüber nicht zur Sprache kommt, macht sich nachts mit enormem Druck auf dem Kiefergelenk bemerkbar. Dabei ist nächtliches Zähneknirschen oder Pressen nicht nur äußerst schädlich für Zähne und Kieferapparat. Es kann auch weitreichende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen wie etwa Verspannungen, Tinnitus oder Kopfschmerzen. Auch Migräne kann ihre Ursache beim Zähneknirschen haben. Bei manchen Menschen findet dieser unbewusste Prozess auch tagsüber statt, in angespannten oder der monotonen Situationen.
Jeder zehnte Deutsche knirscht und leidet
Jeder Zweite hat im Laufe seines Lebens mit dem Zähneknirschen zu tun, bei vielen geht diese Phase vorüber, wenn sich eine bestimmte Situation wieder gelöst hat. Bei anderen schleift sich das nächtliche Druckgeben jedoch ein, Schätzungen zufolge leidet jeder zehnte Deutsche am sogenannten Bruxismus.
Problematisch für Zähne und Kiefergelenk
Beim Knirschen oder Pressen wirken mit ca. 350 Kilogramm enorme Kräfte auf den Zahn. Abrieb, Risse und Absplitterungen an den Zähnen sind die Folge, die Zähne können sogar gelockert und damit Stück für Stück aus dem Kiefer gehebelt werden. Auch die Kaumuskulatur, jene Muskulatur, die tagsüber besonders intensiv genutzt wird, wird damit übermäßig belastet und kann punktuelle oder diffuse Schmerzen im Kiefergelenk verursachen. Und nicht nur dort. Die Schmerzen können sich ausbreiten in Kopf, Schultern und Nacken, sogar die Rücken- und Beckenmuskulatur kann beeinträchtigt werden.
Viel Stress, viel Press
Hauptursache für das Knirschen sind in der Regel psychische Belastungen wie unterdrückte Gefühle, Alltagsprobleme oder einschneidende Lebensereignisse. Aber auch falsch stehende Zähne oder schlecht sitzender Zahnersatz können Ursache sein. Je früher die Unart erkannt wird, desto mehr Schaden kann verhindert werden, und desto höher sind die Chancen, die unliebsame Gewohnheit loszuwerden.
Entlastung durch die Zahnschiene
Erste Entlastung bietet eine Zahnschiene, die nachts getragen wird. Die aus Kunststoff gefertigte Schiene bildet eine schützende Schicht um die Zähne und stoppt zunächst den Abbau der Zahnsubstanz. Ein Aufbissbehelf ohne adjustierte Zahnkontakte bildet zudem einen ungewohnten Biss und kann so für Lockerung zwischen Ober- und Unterkiefer sorgen. Eine aufwendig gefertigte Okklusionsschiene stellt zusätzlich eine Kieferposition ein, die den Unterkiefer so positioniert, dass die Kaumuskeln entlastet sind. Dies sind mechanische Möglichkeiten, das Knirschen zu verhindern. Eine Möglichkeit, das Pressen gezielt zu unterbinden, ist das Biofeedback. Hierbei misst ein Sensor den Druck auf den Muskeln. Wenn dieser ein gewisses Maß überschreitet, gibt es Gerät einen Warnton ab, so wird die Körperwahrnehmung gestärkt, um festzustellen, wann man mit einer Anspannung reagiert. Auch Entspannungsübungen können dazu beitragen, den Kiefer locker zu lassen. Entscheidend ist, im Alltag immer wieder zu überprüfen, ob Kieferhaltung entspannt ist. So lässt sich Zähneknirschen langsam therapieren.